Prägung und Sozialisierung

Prägung und Sozialisierung

Die Begriffe „Prägung“ und „Sozialisierung“ werden häufig verwechselt und durcheinandergebracht. Selbst auf den Internetseiten einiger Züchter werden diese Begriffe nicht korrekt definiert und vertauscht.
Tatsächlich besteht zwischen der Prägung und Sozialisierung ein großer Zusammenhang. Um einen souveränen Hund zu erhalten, der Menschen und Artgenossen gegenüber aufgeschlossen und freundlich ist und seinen Alltag ohne Angst und Aggression bewältigen kann, sind sowohl Prägung als auch Sozialisierung von größter Bedeutung. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, sie in einem gemeinsamen Abschnitt zu erläutern.

Die Prägung findet in einer bestimmten Zeitspanne statt. Sie ist irreversibel und nicht nachholbar. Es gibt verschiedene Arten der Prägung:

  • Prägung auf Artgenossen und Menschen
  • Objektprägung
  • Nahrungsprägung (mehr dazu unter Ernährung)
  • Angstprägung

In meinen Augen ist der sozialisierende Teil der Prägung, der darüber entscheidet, welche Lebewesen der erwachsene Hund als Teil seines natürlichen sozialen Umfeldes ansieht, der wichtigste. Wird dem Hund in der Prägephase der Kontakt zu Artgenossen und Menschen verwehrt und er wächst isoliert auf, entwickelt er eine lebenslange Angst vor ihnen, welche nachträglich nicht mehr aufgearbeitet werden kann.
Prägung hat damit – in Kombination mit den genetischen Anlagen – den größten und entscheidendsten Einfluss auf das gesamte Leben und Wesen eines Hundes. Deshalb gehört sie mit der Sozialisierung definitiv zu einem absoluten Qualitätsmerkmal eines Züchters, weswegen auch Programme wie zum Beispiel Puppy Culture immer beliebter werden.

Auch die Sozialisierung sollte in den frühen Wochen stattfinden und kann kaum, bis maximal bedingt nachgeholt werden. Ich betrachte sie ergänzend zur Prägung und würde sie als eine Phase bezeichnen, in welcher der Welpe zum einen mit den Lebewesen vertraut gemacht werden soll, zu denen er eine soziale Bindung aufbauen soll (Menschen & Hunde, eventuell weitere Tiere). Zum anderen als eine Phase, in welcher der Welpe ganz allgemein mit vielen neuen Eindrücken und Reizen auf positive und dosierte Art und Weise konfrontiert werden sollte, um sich an sie zu gewöhnen, um letztendlich bestmöglich an seine Umwelt angepasst zu sein.

In unserer Zucht legen wir den Schwerpunkt genau darauf. Unsere Welpen werden ab dem Tag der Geburt täglich gewogen, in der Hand gehalten, gestreichelt.
Sobald sie „umgezogen“ sind, sitzen wir immer wieder über den Tag verteilt in der Wurfbox bei ihnen, kuscheln sie und schmusen mit ihnen. Unser Sohn hilft tatkräftig dabei!
Ist die Mutterhündin entspannt & die Welpen mobil genug, dürfen die restlichen im Haushalt lebenden Hunde den Babies gelegentlich einen Besuch abstatten und sich gegenseitig kennenlernen.
Die Welpenausläufe werden wöchentlich umgestaltet, wobei immer wieder neue Reize hinzugefügt werden und alte ausgewechsel; sowohl drinnen als auch draußen.
Ein weiterer Aspekt, welcher in unsere Aufzucht gehört, sind akustische Reize, die über unser Alexa- System in der gesamten Wohnung abgespielt werden können. Während die Welpen schlafen oder fressen, ertönt im Hintergrund ein kleines Feuerwerk, miaut eine Katze oder landet ein Flugzeug.
Sobald die Welpen alt genug sind, werden verschiedenste Menschen eingeladen, um Zeit mit den Hundebabies zu verbringen. Auch die Hunde aus dem Freundeskreis werden eingeladen, sofern sie ein gutes Sozialverhalten an den Tag legen.
Ab der 5. Woche circa fahren die Welpen regelmäßig kleinere Distanzen im Auto mit, um sich auch an das Mitfahren im Auto zu gewöhnen und ihnen damit die Heimfahrten so angenehm wie möglich zu gestalten.
Sie tragen seit der Geburt Markierungshalsbänder, welche schließlich durch richtige Halsbänder ersetzt werden. Ab der 7. Woche werden die Welpen bereits bei uns an das Laufen an der Leine gewöhnt. Sie verlassen die ihnen bislang gewohnten Umgebungen und dürfen an kleinen Ausflügen in den Baumarkt, an den Bahnhof, in die Stadt oder in die Gärten von Freunden teilnehmen.
Wir versuchen dabei, die Infektionsgefahr so gering wie möglich zu halten, weswegen wir Hundeplätze, Hundewiesen und Parks eher meiden, da die Welpen zu dem Zeitpunkt noch nicht geimpft sind.
Trotzdem unternehmen wir Ausflüge mit ihnen, weil der Mehrwert für uns überwiegt.
Mittlerweile können wir auch aus der Erfahrung sprechen, und sagen, dass unseren Welpen der Umzug ins neue Zuhause relativ einfach fällt. Sie kennen den Wechsel in eine andere Umgebung bereits, sie kennen die Leine, sie kennen das Autofahren und sie stellen sich durch die immense Vorarbeit, die wir leisten, neuen Situationen offen. Der Umzug gestaltet sich dadurch sowohl für die frischgebackenen Hundeeltern als auch für die Welpen selbst deutlich stressfreier und angenehmer. Unter diesen Voraussetzungen und mit dem Wissen, dass sie gut gewappnet sind und einen großen Koffer an positiven Erfahrungen mitbringen, fällt es uns auch verhältnismäßig einfach, sie in das neue Zuhause abzugeben.