Deckrüdenwahl
Die Wahl des Deckrüden ist eine große Aufgabe und enorme Verantwortung. Weil es sich beim Tamaskan um eine Rasse handelt, welche sich noch in der Entstehung befindet, bei welcher es auf der einen Seite sehr wenig Rüden gibt, die überhaupt zur Verfügung stehen, auf der anderen Seite Rüden anderer Rassen als sogenannte Outcross- Rüden zugelassen sind, hängt die Entscheidung von unzähligen Faktoren ab.

Ich für meinen Teil verfahre nach keiner Prioritätenliste, nach welcher ein Deckrüde ausgesucht wird. Am Ende müssen alle Faktoren unterm Strich stimmig wirken und die Vorteile eines Rüden überwiegen. Dafür wird gerne auch eine Pro und Contra- Liste angefertigt.
Einige Aspekte lassen sich vielleicht aber der Wichtigkeit nach ein wenig kategorisieren
Wonach ich als erstes schaue – und das bei JEDEM Wurf, ist das Wesen des Hundes und seine Optik. Gefällt er MIR persönlich überhaupt? Würde ICH einen Hund aus der von mir geplanten Verpaarung selbst haben wollen?
Meine Hunde sind alle sehr offen. Sie zeigen keinerlei Scheu, lassen sich von jedem anfassen, gehen souverän durch den Alltag und sind in der Kommunikation mit Menschen und Artgenossen absolut sauber. Die selben Eigenschaften wünsche ich mir beim Deckrüden. Zwar kann eine Seite der Verbindung sicher einiges kompensieren, aber im Wesen möchte ich keine Abstriche machen müssen oder diese auch nur riskieren.
Ebenso möchte ich keine Abstriche in der Optik machen, auch wenn man über Geschmack streiten kann. Der Tamaskan soll ein Hund sein, welcher die positive Eigenschaften üblicher Hunderassen vereint, aber ein wolfsähnliches Aussehen hat. Wölfe gibt es in verschiedenen Farben und Variationen, die meisten verbinden mit dem Wolf jedoch die graue oder braune Optik, welche von mir auch angestrebt wird. Natürlich kann es sein, dass es auch bei Takoda Tamaskan schwarze, weiße oder andersfarbige Welpen geben wird. Meine Priorität liegt heute und auch zukünftig allerdings auf grauen bzw. braunen Hunden (agoutifarbend).
Unterm Strich schaue ich mir die Rüden, wenn möglich, also vor dem Deckakt an und lerne sie persönlich kennen. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass ich, wie beim ersten Wurf (Tala x Skol, La casa de papel), für eine Stunde in die Schweiz fahre um mir ein eigenes Bild machen zu können. Der Rüde sollte vom Gesamtpaket zu meiner jeweiligen Hündin passen, und sobald ich ihn kennengelernt habe, vertraue ich meinem Gefühl, ob das der Fall ist oder eben nicht.

Ebenfalls recht weit oben auf der Liste steht natürlich die Ahnentafel des Rüden. Passt er seitens seiner Vorfahren überhaupt zu meiner Hündin oder gibt es Überschneidungen, welche den COI (Inzuchtkoeffizient) viel zu hoch werden lassen, was sich gegebenenfalls auf die Gesundheit der Welpen auswirken kann?
Die Gesundheit des Rüden ist ebenfalls nicht außen vor zu lassen, wobei grundsätzlich nur Hunde zur Zucht zugelassen werden, die ein Grundpaket an Untersuchungen mitbringen und diese natürlich auch bestehen. Habe ich allerdings eine Hündin, welche bereits eine B Hüfte hat, würde ich immer versuchen, mit einer A Hüfte zu verpaaren. Habe ich eine Hündin mit einer A Hüfte, wäre ich auch offen für einen Rüden, welcher „nur“ eine B Hüfte mitbringt.
Die Kriterien für die Wahl des Deckrüden variieren entsprechend auch von Hündin zu Hündin und Wurf zu Wurf. Was habe ich auf der einen Seite und was möchte ich auf der anderen ergänzen oder verbessern?

Sie können sich mit der Zeit aber auch verändern, wenn sich Prioritäten ändern, oder ein zusätzliches, spezielles Ziel erreicht werden soll. Manchmal verändern sie sich aber auch mit der Erfahrung. So war es zu Beginn meiner Tamaskanzucht beispielsweise so, dass ich nach möglichst kleinen Rüden gesucht habe, weil Tala mit ihren 18kg eine sehr kleine, zarte Hündin ist. Von Wurf zu Wurf habe ich mich mit ihr an immer größere und schwerere Rüden gewagt, bis wir schließlich Würfe hatten mit Rüden, die teilweise mehr als doppelt so schwer waren, wie Tala. Die Geburten und Geburtsgewichte der Welpen haben gezeigt, dass das durchaus unproblematisch verlaufen kann, weswegen das Kriterium des Gewichts in der Zwischenzeit keins mehr ist, insbesondere unter dem Aspekt, dass der Tamaskan grundsätzlich größer und schwerer als 18kg sein soll.
Zweitrangig ist für mich, wie weit der Rüde entfernt ist und wie hoch die Deckgebühr ist. Es ist selbsterklärend, dass ich im europäischem Raum suche, vorzugsweise in Deutschland, Belgien oder Holland. Aber ich bin mobil und offen für Verpaarungen in entfernteren Ländern. Nach Möglichkeit bevorzuge ich (bislang) die natürliche Deckung, weswegen keine Rüden aus den USA in Frage kommen.
Ebenfalls zweitrangig ist für mich, wie häufig ein Rüde bereits eingesetzt wurde. Auch an dieser Stelle sollte es logisch sein, dass derselbe Rüde nicht zu viele Hündinnen gedeckt haben sollte, insbesondere wenn die Nachzucht selbst wieder in der Zucht eingesetzt werden soll, denn so schaufelt man sich zukünftig vor allem bei einer noch so kleinen Rasse wie dem Tamaskan sein eigenes Grab, weil man die Hunde untereinander wieder nicht verpaaren können wird auf Grund des Verwandtschaftsgrades. Jedoch spielt genau dieser Aspekt auch eine Rolle: Wie viele Hunde des bevorstehenden Wurfes sollen in die Weiterzucht gehen? Wenn die Warteliste im Vorfeld gefüllt ist mit Interessenten, die einen Familienhund suchen, und somit Wesenszüge über der Ahnentafel stehen, kann ich auch einen Rüden einsetzen, der vielleicht schon häufiger zum Einsatz kam und der wunderbare Nachzucht gegeben hat.
Die Wahl des Deckrüden ist also – wie eingangs erwähnt, von ganz vielen Faktoren abhängig und variiert hin und wieder auch in den Faktoren, die eine Rolle spielen. Generell wähle ich mit größtmöglichem Bedacht, nach bestem Wissen und Gewissen, wie man so schön schreibt. Der Rest ist der Natur überlassen, und das ist auch gut so!
